Europa nach Plan

 

Eine ungewöhnliche Karriere machten die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse der Grund- und Mittelschule Pressath sowie die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Schulfunk am vergangenen Mittwoch: Für drei Stunden schlüpften sie, jeweils in Zweier-Teams, in die Rolle der Innenminister von zehn Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.

Zuvor hatte Lisa Hitzke von der Europa-Akademie München sehr ausführlich über Geschichte und Strukturen der Staatengemeinschaft informiert. In den Genuss dieses Projekttages kamen die Jugendlichen, nachdem die Schule im letzten Jahr für ihre vielfältigen Aktivitäten im Bereich der politischen Bildung das „Gütesiegel Demokratie“ des Bayerischen Kultusministeriums erhalten hatte.

Als Innenminister von Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Ungarn, Kroatien, Schweden, Österreich und Griechenland hatten sie sich anschließend mit einem Thema auseinanderzusetzen, dass seit Jahren die Schlagzeilen beherrscht: Der fairen Verteilung von Migranten und Flüchtlingen auf die Mitgliedsstaaten.

Als Grundlage diente den Nachwuchs-Politikern ein Vorschlag des Europäischen Parlaments, das einen Verteilungsschlüssel, der sich ausschließlich an der Einwohnerzahl orientiert, vorgeschlagen hatte und nach dem Deutschland als bevölkerungsreichstes Land auch die meisten Menschen aufnehmen müsste. Diskutiert wurden in Arbeitsgruppen und im Plenum über die Berücksichtigung weiterer Kriterien, die Einfluss auf die Aufnahme von Flüchtlingen haben könnten.

Anders als ihre Kolleginnen und Kollegen im „echten“ Leben fanden die Pressather Jugendlichen in konstruktiver Arbeit eine Lösung, bei der sie auch eigene Interessen hintanstellten und ihre Fähigkeit zum Kompromiss unter Beweis stellten. Der Vorschlag, beim Verteilungsschlüssel auch die wirtschaftliche Stärke und die aktuelle Arbeitslosigkeit in den Mitgliedsstaaten zu berücksichtigen, wurde letztlich einstimmig angenommen.

„Das war ein interessanter Vormittag“, waren sich fast alle Teilnehmer einig, „auch wenn unsere Entscheidung anders als im echten Ministerrat ohne Folgen bleibt“.